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Interview – KURIER 2006
Interview – KURIER 2009

Liebe kontra Macht und Gold:
Im dritten Jahr zeigt die Studiobühne im Steingraeber-Palais ihre Interpretation
von Wagners „Ring“ als Sprechtheater. Regisseur Uwe Hoppe erklärte Kulturredakteurin Christina Knorz,
was in diesem Jahr neu sein wird
und was beibehalten werden muss.

INTERVIEW 2009  (Nordbayerischer Kurier 16.07.2009)

Die große Gier
„Her den Ring“ hat Wiederaufnahme-Premiere


Frage: Es können wenige Leute von sich behaupten, sie hätten Wagners „Ring“ verstanden. Ihnen können wir das als Regisseur unterstellen. Da Sie den „Ring“ schon auf zweieinhalb Stunden Spielzeit kürzen – fassen Sie ihn uns doch zusammen.
Uwe Hoppe: Es ist mein dritter „Ring“ in Bayreuth. Mein fünfter „Ring“ überhaupt. Richtig verstanden hat man das Ding glaube ich nie. Es ist ein Weltthema, das man nicht erschöpfen kann. Es geht bei Wagner um den Kampf zwischen Liebe, Menschlichkeit und Materialismus. Das ist in Wagners Schriften dezidiert ausgeführt, das wollte er erzählen und erzählt es auch, denke ich, sehr klar. Dass er ein paar Sachen später zurückgenommen hat, weil er dachte es sei zu deutlich, ändert nichts an der Grundhaltung. Da wird geraubt und gemordet, ein Raub zieht den anderen nach sich. Alle Versuche, das zu ändern, scheitern, weil die Menschen nicht schlauer werden. Am Schluss geht die Welt unter. Zumindest die Welt der Mächtigen. Ob es danach eine andere Welt geben wird, bleibt bei Wagner dahin gestellt. In unserer Interpretation fangen die Schauspieler wieder von vorne an, spielen es noch einmal und versuchen herauszufinden, was schief gegangen ist. Sie merken aber: Wir kriegen es nicht raus. Wir ändern uns nicht. Wir sind gierig, wir verraten unsere Liebsten, und wenn es um Geld geht, sind wir immer wieder verführbar.

Frage: Verfallen Sie damit nicht dem Pessimismus?
Uwe Hoppe: Das ist so eine Sache. Im ersten Jahr war es ganz pessimistisch und es ging ganz böse aus. Man ging raus und dachte sich: Was ist bloß mit uns los? Im letzten Jahr haben wir dann eine Haltung dazu gefunden und gesagt: Man muss es heiter nehmen, den Moment leben, vielleicht findet man dadurch die Kraft, irgendetwas zu ändern. Diesen Aspekt arbeiten wir in diesem Jahr noch stärker heraus.

Frage: In wiefern?
Uwe Hoppe: Wir sind noch näher an die Figuren herangegangen und fragen uns: Begreifen die, was sie machen? Die Figuren wachsen dadurch enorm in die Tiefe und in die Schrillheit. Die Bandbreite von ernster Interpretation bis zu hohem Blödsinn wird immer größer, je länger wir dran arbeiten. Es macht plötzlich viel mehr Spaß, Quatsch zu machen. Der Hauptunterschied zum letzten Jahr ist sicher, dass es so enorm heiter ausgeht. Darüber bin ich sehr glücklich nach all dem Fatalismus. Man ist als Zuschauer vielleicht irritiert, dass es plötzlich lustig wird, dass die Schauspieler selbst anfangen zu lachen, dass sie sich beobachten und blöde Kommentare machen. Wenn sie wieder anfangen sollen, alles noch mal zu spielen, sagen sie: Nein, wir hören auf.

Frage: Wie kam es zu diesem Wandel?
Uwe Hoppe: Der ist aus der Auseinandersetzung mit der Weltwirtschaftskrise entstanden. Wir merken, jammern bringt gar nichts. Richtig eingreifen kann man auch nicht – das ist eine fatale Ähnlichkeit der Zeit Wagners. Es hilft nur, zu sagen: So ist und jetzt machen wir etwas, und zwar heiter!

Frage: Worin sehen Sie die Parallelen?
Uwe Hoppe: Die Uridee zum „Ring“ ist in der 1848er-Revolution entstanden. Das war der Kampf um die deutsche Einheit, um eine andere wirtschaftliche Situation und gegen Kapital. Seitdem haben sich die Verhältnisse mehrfach umgekehrt, der Sozialismus ist zusammengebrochen. Aber im Moment erleben wir, dass der strenge Kapitalismus auch nicht die Lösung ist. Wir sind immer noch auf der Suche nach der richtigen Form. Wir sind an einem Punkt, an dem wir uns fragen: Wohin soll es gehen? Verbissenheit ist jedoch das Falsche dabei. Es geht um eine innere Haltung. Am besten heiter und leicht.